Radikalität der Einwurzelung: Letzte Gelübde von P. Clemens Blattert SJ

Nichts zerreißt die Stille während der Messe an Allerheiligen im Institutsgebäude der philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen. Pater Tobias Specker, der Superior der St. Georgener Jesuiten, hält eine konsekrierte Hostie in die Höhe. Davor kniet Pater Clemens Blattert, dessen Blick auf einem Dokument ruht, das er in den Händen hält: „Ich, Clemens Blattert, gelobe und verspreche Gott, dem Allmächtigen vor seiner jungfräulichen Mutter und dem ganzen himmlischen Hofe … Armut, Keuschheit und Gehorsam und ihm gemäß besondere Sorge für die Ausbildung der Jugend …“. Keine triumphalen Posaunen und Himmelschöre erklingen, sondern Clemens spricht mit ruhiger, klarer Stimme wie zu einem langjährigen Freund: „Außerdem verspreche ich besonderen Gehorsam gegenüber dem Heiligen Vater für alle Sendungen, wie es in den Apostolischen Schreiben und Konstitutionen enthalten ist.“ Nach diesen Worten bricht Pater Specker die Hostie, und der Klang des Brechens des dünnen Brotes erscheint wie die diskrete Geste des Freundes, mit der dieser die Treuebekundung seines Gefährten annimmt. Das Musiktrio aus Cello, Akkordeon und Violine beginnt wieder zu spielen und die Schola stimmt den Gesang an, in den die im Hochschulgebäude versammelte Gemeinde einstimmt. Dann wird die Kommunion an die Menschen aus den unterschiedlichsten „Welten“, in die Clemens auf seinem Berufungsweg bereits geführt worden ist, ausgeteilt.

 

Die Versprechen, die Clemens vor Christus und seinem Superior, dem Oberen der Jesuiten-Gemeinschaft vor Ort, ablegt, sind die letzten Gelübde der Gesellschaft Jesu, mit denen er sich endgültig an diese bindet. Dabei gelobt der Jesuit nach mehreren Jahren im Orden wie bei seinem Eintritt erneut Armut, Keuschheit und Gehorsam und fügt die zwei für die Jesuiten charakteristischen Gelübde der Sorge für die Jugend und des besonderen Gehorsams gegenüber den Sendungen des Papstes hinzu. Wie Pater Specker in seiner Predigt hervorhob, bedeuten die letzten Gelübde eine vertiefte Einwurzelung in den Orden nach jahrelanger Mitgliedschaft. Mit dem erneuerten Ja zu den Gelübden des Ordens sagt der Jesuit vor allem erneut Ja dazu, im wahrsten Sinne des Wortes in der Gesellschaft Jesu Christi, der Mitte des Ordens, leben zu wollen.

 

Wie die letzten Gelübde nicht die erste Liebeserklärung gegenüber dem Orden, sondern die Bestätigung einer bereits lang währenden Gemeinschaft sind, so waren auch die Feierlichkeiten in St. Georgen nicht von himmelsstürmendem Pathos, sondern von einer nüchternen Festlichkeit gekennzeichnet. Und so erschöpft sich die Bedeutung der Worte auch nicht in der knappen Minute, in der sie ausgesprochen werden. Versinnbildlicht durch die Vielfältigkeit der Welten, die am Montag in Frankfurt zusammengekommen sind, erfüllt sie sich vielmehr stetig, tagtäglich und in all dem, was Clemens in seinem Leben als Jesuit noch erwarten wird.

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