Passend zum Gedenktag des Stansilaus Kostka am 13.11. erzählt Philipp Rode SJ Dir (hier noch als Novize), was ihn mit dem Heiligen und Patron der Jesuitennovizen verbindet und was nicht.
Vielleicht kennst Du das: Dir erzählt einer von dem, was er tut oder noch machen will, und Du spürst, dass da einer sein Ding gefunden hat. Du staunst, dass für ihn alles so klar und so eindeutig ist, während Du Deinen Weg noch suchst oder noch zwischen den verschiedenen Möglichkeiten hin und her gerissen bist. Das kann einen ziemlich entmutigen.
So ging es auch mir, als ich vor einem Jahr zum ersten Mal von Stanislaus Kostka, dem Patron der Jesuitennovizen, gehört habe. Bei ihm war der Weg irgendwie immer klar: Stanislaus, ein junger polnischer Adliger und seit jeher ziemlich fromm, ist noch keine 17 Jahre alt, als er 1567 in Wien bei den Jesuiten eintreten möchte. Doch weil diese ihn fortschicken (sie befürchten Probleme mit seinem Vater), beschließt Stanislaus, sich dann eben direkt bei Pater General in Rom vorzustellen. Damit sein Bruder, der mit ihm in Wien lebt, ihn nicht erkennen und aufhalten kann, verkleidet er sich als Bettler und bricht auf – zu Fuß natürlich. Zunächst geht er nach Süddeutschland und trifft dort auf deutsche Jesuiten, die ihn auf seinem Weg unterstützen.
Im Herbst kommt er in Rom an: Sein Weg hat sich gelohnt, denn er wird endlich in das Noviziat aufgenommen. Auch dort weiß er, was er will, und schont sich trotz seiner großen Erschöpfung nicht. Doch das fordert nach zehn Monaten seinen Tribut, denn Stanislaus bekommt hohes Fieber – und er ahnt, dass er sterben wird.
Sicherlich hat Stanislaus sich auch einmal ausgemalt, was er als Jesuit alles tun würde, aber nun, wo er im Sterben liegt, wird das alles nicht geschehen. Aber wie ihn zuvor schon nichts hatte aufhalten können, so lässt ihn auch der Tod nicht an seinem Weg zweifeln. Ja, er freut sich geradezu, in den Himmel zu kommen. In dieser Freiheit und Freude stirbt Stanislaus an Mariä Himmelfahrt 1568.
Stanislaus Kostkas Weg und meine Fragen
Tja, bei ihm war eben alles klar. Und bei mir?
Oft merke ich, dass für mich im Noviziat gar nichts klar ist, dass mich Fragen und Zweifel hin- und herwerfen. Seit einem Jahr bin ich nun hier und ringe doch so oft um Antworten auf die großen und kleinen Fragen, die sich mir immer wieder stellen. Ist es mein Weg, Jesuit zu werden? Kann ich das? Ich möchte doch nur immer mehr ich selbst werden. Wie sehr wünsche ich mir dann, dass mein Weg einfach und klar vor mir läge!
In den ersten Monaten bin ich in solchen Zeiten des Ringens und Zweifelns oft sehr, sehr wütend geworden – in Gedanken habe ich dann das ganze Mobiliar durch mein Zimmer geworfen. Inzwischen hat sich da etwas verändert – was ich ganz angenehm finde… Ich habe begonnen, innezuhalten und mich dann zu fragen: „Was braucht es jetzt? Was soll ich tun?“ Und dann höre ich in mich hinein, nehme wahr, was da in mir tobt. Ich versuche, Worte dafür zu finden… und dann erzähle ich IHM, Jesus, wie es mir gerade geht, so wie ich es einem Freund erzählen würde.
Oft erlebe ich dann, dass sich etwas ändert – nicht außen, nicht in der Welt um mich herum, sondern in mir: Ich spüre auf einmal mehr Ruhe und Gelassenheit, mehr Weite und Hoffnung – und ich kann die Welt mit neuen Augen sehen. Ich bekomme eine Ahnung davon, wie der nächste Schritt aussehen könnte. Ja, ich verstehe dann, dass es vielleicht nie mehr braucht als einfach nur den nächsten Schritt. Was danach kommt, wird sich zeigen, wenn es so weit ist. Und aus dieser Hoffnung heraus breche ich dann auf, mit neuem Mut und mit neuer Kraft.
Wenn ich dann einmal umdrehe und auf die vielen Schritte zurückschaue, die ich schon getan habe, dann sehe ich, dass ich einen Weg gegangen bin – einen Weg, der mich in eine gute Richtung geführt hat.
Und vielleicht, so kommt es mir in den Sinn, muss ich auch mit solchen Augen auf den Lebensweg eines Stanislaus Kostka schauen. Denn vielleicht hat er ja auch nie mehr als immer nur den nächsten Schritt getan…