Fragen über Fragen

Alles, was Du schon immer übers Jesuitwerden wissen wolltest

Einige Fragen und Antworten haben wir hier zusammengestellt. Die Berufungsfrage führt einen oft in viele Träume, die dann aber auch verwirrend sein können. Mit konkreten Antworten kannst Du wieder Bodenkontakt gewinnen. Fragen, die wir oft gestellt bekommen, sammeln und beantworten wir hier für Dich.

Bewerbung

  • Bei wem melde ich mich, wenn ich mich für den Jesuitenorden interessiere?

    Du nimmst mit dem Ansprechpartner Kontakt auf, der in Deinem Land für Interessenten zuständig ist. Wer das ist, kannst Du hier herausfinden.

    Wichtige Info: Dieser Kontakt ist für Dich unverbindlich. Dein Interesse reicht aus, um Fragen stellen zu dürfen und Dir einen Eindruck verschaffen zu wollen.

  • Welche Bewerbungskriterien gibt es?

    Ganz knapp auf den Punkt gebracht: Katholisch (mindestens drei Jahre), männlich, unverheiratet, Abitur bzw. eine abgeschlossene Berufsausbildung.

    Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, dass wir für den Eintritt ins Noviziat eine grundsätzliche Altersgrenze von 40 Jahren haben. Es geht dabei nicht um den Erwerb neuer Kompetenzen, sondern um das Einüben einer ganzen Lebensform. Je älter man wird, desto schwieriger wird das für beide Seiten. Jedoch kann unsere Grenze für das Eintrittsalter aus überzeugenden Gründen auch eine „atmende“ Obergrenze sein.

  • Gibt es eine Bewerbungsfrist?

    Ja und Nein. Bevor das Bewerbungsverfahren offiziell eröffnet wird, braucht es ein gegenseitiges Kennenlernen. Dafür nimmst Du Kontakt mit Deinem Ansprechpartner auf. So kannst Du Dir einen Eindruck über den Orden, die Arbeitsfelder und das konkrete Leben in einer Kommunität verschaffen und lernst außerdem einige Jesuiten persönlich kennen. Wenn sich beide Seiten vorstellen können, eine intensivere Prüfung der Berufungsfrage im Noviziat vorzunehmen, dann leitet Dich der Ansprechpartner an den Novizenmeister weiter. Das muss im Eintrittsjahr bis spätestens zum 01.06. erfolgt sein. Die Zeit, in der du mit dem Ansprechpartner in Kontakt bist, ist nicht beschränkt. Man(n) nimmt sich die Zeit, die man braucht.

  • Wie verläuft der Bewerbungsprozess?

    Im Bewerbungsverfahren durchläuft man vier Gespräche mit Jesuiten. Ein psychologisches und ärztliches Gutachten, sowie ein polizeiliches Führungszeugnis gehören ebenso in die Bewerbungsmappe, wie die üblichen Unterlagen, also Lebenslauf, Motivationsschreiben, Zeugnisse und so weiter. Alles zusammen dient am Ende des Verfahrens dem Provinzial als Grundlage für seine Entscheidung über die Aufnahme.

  • Wann beginnt das Noviziat

    Das Noviziat beginnt einmal pro Jahr Mitte September.

Finanzen und persönlicher Besitz

Vorbemerkung rund ums Geld: Im Noviziat ist die Handhabung strenger als im späteren Ordensleben, denn es geht im Noviziat darum, einen neuen Umgangsstil mit Geld und gemeinschaftlichem Besitz zu erlernen. Später liegt der Umgang mit materiellen Gütern mehr (aber nicht ausschließlich) in der Eigenverantwortung des Einzelnen. Man geht dann davon aus, dass er im Sinne des Ordens handelt.

  • Was ist mit meinen Ersparnissen?

    Mit dem Eintritt ins Noviziat lässt man alle Konten ruhen und legt die Verwaltung in vertrauensvolle Hände. Auch nach den Ersten Gelübden am Ende des Noviziates bleibt das die Regel. Erst am Ende der Ausbildung, vor der Feier der Letzten Gelübde, überlegt man, an wen man seinen Besitz abgibt, verschenkt oder spendet. Das kann man natürlich auch schon vor dem Noviziat machen, da das Noviziat aber eine Probezeit ist, empfiehlt es sich damit zu warten. Dem Orden selbst gibt man das Geld im Normalfall nicht, damit man gegenseitig frei ist.

  • Was darf ich mitbringen?

    Im Grunde nur die nötigsten Dinge, wie Klamotten, einen Laptop oder Computer und den einen oder anderen persönlichen Gegenstand.

  • Darf ich z.B. mein Auto oder mein Rennrad mitbringen?

    Ein Auto kannst Du nicht mitbringen, ein normales Stadtfahrrad gerne. Ein teures Rennrad jedoch nicht – später kann man es für Sportzwecke im Orden nutzen.

  • Bekomme ich Geld im Noviziat?

    Ja, jeder erhält einen Vorschuss von 50 € pro Monat, den man aber nicht voll ausgeben muss. ☺

  • Was ist, wenn ich eine neue Winterjacke brauche?

    Dann gehe ich zum Ökonom, dem Zuständigen fürs Geld in einer Kommunität, und bitte ihn um entsprechend mehr Geld, um die Jacke zu kaufen. Über besondere Ausgaben dieser Art spreche ich vorab mit dem Novizenmeister. Das, was ich brauche, bekomme ich auch und muss mir darum keine Sorgen machen.

Versicherungen

  • Wie bin ich im Noviziat versichert?

    Als Novize hast Du einen Auszubildendenstatus. Für diese Zeit übernimmt der Orden alle Versicherungen. Wir haben in unseren Verwaltungen tatkräftiges Fachpersonal für all diese Dinge.

  • Wie ist das im Orden überhaupt mit Versicherungen?

    Wenn Du einmal Jesuit bist, brauchst Du Dich um diese Dinge tatsächlich nicht zu kümmern. Gefühlt wird das wie von Geisterhand für Dich erledigt. In Wahrheit sind es fleißige Hände in der Verwaltung, oft Angestellte, die ein Segen sind.

Familie und Freunde

  • Wie oft fahre ich im Noviziat nach Hause?

    Während des Noviziats umfasst die klassische Besuchszeit bei der Familie einige Tage über Neujahr. Insgesamt fährt man nur einmal jährlich nach Hause. Das wirkt streng, aber es geht darum, sich im Orden zu beheimaten. Das braucht Zeit und Anwesenheit.

  • Wie ist das, wenn z.B. jemand aus der Familie stirbt oder heiratet?

    Wenn man zu einem Fest oder zu einer Beerdigung in der Familie fahren möchte, spricht man das im Noviziat mit dem Novizenmeister ab. Im späteren Ordensleben ist der Superior (Leiter der Kommunität) der richtige Gesprächspartner für solche Fragen.

  • Dürfen Familie und Freunde mich im Noviziat besuchen?

    Ja, Eltern dürfen zu Besuch kommen. Beim Besuch von Freunden sind wir zurückhaltend. Das kann aber auch mit dem Novizenmeister abgesprochen werden. Du musst Dir vorstellen, wenn alle Novizen häufig Besuch empfangen, kann es sein, dass im Noviziatshaus keine Ruhe einkehrt. Doch gerade sie ist wichtig für die Zeit der Entscheidungsfindung.

  • Wie ist das mit Besuchen überhaupt im Orden geregelt?

    Da gibt es keine Regel.

  • Wie sieht es mit dem Kontakt zu Freunden und Familie aus?

    Es ist gut und wichtig Beziehungen außerhalb des Ordens zu pflegen, wenn sie nicht zu einer emotionalen Ersatzheimat neben dem Orden werden. Dann wäre etwas schief und nicht in Ordnung. Aber grundsätzlich sind gesunde Beziehungen zur Familie und Freunden für das Gelingen des Ordenslebens wichtig.

Verschiedenes

  • Trinken Jesuiten auch Alkohol?

    Ja. Es gibt keine Regeln zu Genussmitteln. Der Maßstab ist die eigene Vernunft.

  • Darf man als Jesuit Patenonkel werden?

    In der Regel übernehmen Jesuiten kein Patenamt. In Absprache mit dem Superior kann allerdings in Einzelfällen auch Ja gesagt werden. Früher war das Patenamt eine Absicherung – wenn den Eltern etwas zustieß, sprangen die Paten ein. Das geht natürlich als Jesuit nicht. Aber einen jungen Menschen auf dem Weg des Glaubens zu begleiten, dazu sollte ein Jesuit fähig sein.

  • Gehen Jesuiten wählen?

    Selbstverständlich, denn Wählen ist eine Bürgerpflicht. Allerdings besitzen wir Jesuiten nur das aktive Wahlrecht, denn katholische Geistliche dürfen sich nach dem Gesetz nicht als Kandidaten für politische Ämter aufstellen lassen.

  • Bekommen die Jesuiten Kirchensteuern/Kirchgeld?

    Kirchensteuern werden vom Staat für die Kirchen erhoben. Direkt fließt von diesem Geld nichts an den Orden, aber es kommt vor, dass Ordensgemeinschaften von den Diözesen sogenannte „Gestellungsgelder“ erhalten, etwa wenn Mitglieder der Ordensgemeinschaft Arbeiten für die Diözese übernehmen. Wie das Kirchensteuer/Kirchgeldsystem genau geregelt ist, ist von Land zu Land unterschiedlich.

Du hast noch Fragen?

Bei einem Info-Wochenende (siehe unter Termine ) stehen leibhaftige Jesuiten Rede und Antwort. Dort kannst Du die FAQs nach Lust und Laune vertiefen.